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Mittwoch, den 27. März 2013 um 08:00 Uhr

MDS: Warum ist der Verlust des Y-Chromosoms günstig für die Prognose?

Y-Chromosom verloren – das ist eine gute Nachricht für Menschen, die an dem sogenannten Myelodysplastischen Syndrom (MDS) erkrankt sind. Es handelt sich dabei um eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, die in eine akute Leukämie übergehen kann. Bisherige Untersuchungen haben gezeigt: Der Verlust des Y-Chromosoms wirkt sich offenbar günstig auf die Prognose und den Verlauf der Erkrankung aus. Was aber steckt auf der Ebene der Gene hinter dem Verlust des ganzen Chromosoms? Das will jetzt ein Forschungsprojekt der Abteilung Hämatologie und Onkologie an der Universitätsmedizin Göttingen klären. Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung für zwei Jahre mit einem Betrag von 122.800 Euro gefördert. Prof. Dr. Detlef Haase, Leiter des Labors für Hämatologische Zytogenetik der Abteilung Hämatologie und Onkologie der UMG, und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dr. Christina Ganster, untersuchen darin die molekularen Mechanismen, die der genetischen Veränderung zugrunde liegen.

Ein Verlust des Y-Chromosoms ist eine genetische Veränderung, die bei verschiedenen Leukämieformen in einem Teil der Blutzellen auftritt. Etwa 10 Prozent der von MDS-Betroffenen haben solche klonalen Chromosomenveränderungen in ihren Knochenmarkstammzellen. Diese Veränderung wird aber auch in den Blutzellen gesunder älterer Männer beobachtet. Noch ist umstritten, ob die gene-tische Veränderung, die bei MDS-Patienten zum Verlust des Y-Chromosoms führt, alters- oder krankheitsbedingt auftritt. Vorarbeiten der Arbeitsgruppe an der Universitätsmedizin Göttingen ergaben, dass der Y-Verlust bei MDS-Patienten nicht nur altersbedingt auftritt, sondern auch einen Marker für einen veränderten Klon darstellen kann. Auch liegen Ergebnisse vor, dass MDS-Patienten mit iso-liertem Verlust des Y-Chromosoms eine gute Prognose und ein geringes Risiko für einen Übergang in eine akute myeloische Leukämie (AML) haben.

„Wir wollen nun die bereits vorliegenden chromosomalen Daten weiter ergründen, weiter in die Tiefe vordringen und die molekulargenetischen Faktoren identi-fizieren, die bei diesen Patienten mit Y-Verlust zum MDS beitragen. Unser Ziel ist es, MDS besser zu verstehen und letztendlich die Entwicklung von zielgerichteten Therapien zu unterstützen“, sagt Dr. Christina Ganster, Leiterin des Forschungsprojektes.

Wie führt ein Verlust des Y-Chromosoms zur Entstehung eines MDS? Um die dafür verantwortlichen molekularen Mechanismen aufzuklären, konzentrieren die Forscher ihre Untersuchungen auf sogenannte pseudoautosomale Regionen des X- und Y-Chromosoms. Dabei handelt es sich um Bereiche, die auf dem X- und Y-Chromosom gleich sind. Es soll überprüft werden, ob bei einem MDS bei dem eine Genkopie durch den Y-Verlust fehlt, die zweite Kopie durch eine mole-kulargenetische Veränderung (Aberration) in den pseudoautosomalen Regionen des X-Chromosoms verloren geht und damit ein MDS ausgelöst oder begünstigt und der Verlauf beeinflusst wird.

„Mittels Mutationsanalysen und Expressionsanalysen wollen wir Kandidatengene identifizieren, bei denen es durch den Verlust des Y-Chromosoms und eine Aberration am X-Chromosom zu einem Verlust der kompletten Genfunktion kommt“, sagt Prof. Dr. Detlef Haase. „Möglicherweise kann damit eine Aberration identifiziert werden, die ursächlich mit der Entstehung eines MDS in Zusammenhang steht und die ein Ziel für zukünftige Therapien sein könnte.“

Myelodysplastische Syndrome (MDS)
Die Erkrankungsformen von MDS sind sehr unterschiedlich und reichen von relativ harmlosen bis hin zu sehr bösartigen Verläufen. Die Krankheit tritt vor allem bei Patienten über 60 Jahren auf. Patienten mit MDS bilden aus ihren Stammzellen keine vollständig reifen und funktionstüchtigen Blutzellen mehr, da ihre Stammzellen genetisch verändert sind. Der Körper produziert nicht mehr ausreichend Blut und unreife Knochenmarkzellen können sich vermehren. Eine Leukämie ist die mögliche Folge. Da sich der Verlauf der Krankheit jederzeit von gut- zu bösartig verändern kann, ist es sehr wichtig, bei Diagnosestellung und dann regelmäßig im Verlauf zu kontrollieren, ob und welche genetischen Veränderungen in den Stammzellen vorliegen. Die Behandlung reicht von einer rein unterstützenden Therapie bis zur Knochenmarktransplantation


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.universitaetsmedizin-goettingen.de/de/content/presseinformationen/presseinformationen_18473.asp

Quelle: Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität (03/2013)

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