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Dienstag, den 22. Juli 2014 um 08:55 Uhr

Unser täglich Brot – neue Erkenntnisse zum Weizengenom und dessen Bedeutung für die Welternährung

Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München (HMGU) haben in Zusammenarbeit mit der International Wheat Genome Initiative neue Einblicke in das komplizierte Wechselspiel der Regulation der Gene und Proteine des Weizens erforscht. Dabei deckten sie Grundlagen der vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten des Weizens auf und entschlüsselten die Wege seiner stammesgeschichtlichen Entwicklung. Die Untersuchungen bilden die Basis für die Regulation eines polyploiden* Genoms. Die Ergebnisse sind nun gesammelt in vier Publikationen der renommierten Fachzeitschrift ‚Science‘ erschienen.

Weizen (Triticum aestivum L.) ist das am weitesten verbreitete Getreide. Es stellt 20 Prozent der Kalorien, die von der Menschheit verbraucht werden. Als polyploide Pflanze enthält Weizen sechs Kopien seiner genetischen Ausstattung (hexaploid) und übersteigt die Größe des menschlichen Genoms um mehr als das fünffache. Dies macht die Forschung am Genom besonders schwierig.

Dr. Klaus Mayer, Leiter der Abteilung Genomik und Systembiologie pflanzlicher Genome am HMGU, konnte nun gemeinsam mit seinen Kollegen Matthias Pfeifer, Dr. Karl Kugler und Manuel Spannagl Einblicke in das komplexe Wechselspiel der Regulation, wie z.B. Gene in verschiedenen Stadien der Kornentwicklung abgelesen werden, gewinnen. „Unsere Untersuchungen helfen uns zu verstehen, wie ein polyploides Gen reguliert wird. Dies wird zukünftige Züchtung, landwirtschaftlichen Anbau und industrielle Eigenschaften von Weizen beeinflussen“, sagt Mayer.

Verstehen als Grundlage der Züchtung

Die nun entdeckten, ganz spezifischen Aktivitäten des Weizens zwischen und innerhalb der Chromosomen, lassen viele verschiedene Anpassungsmöglichkeiten an die Umwelt zu. „Je besser wir die Organisation, Funktion und Evolution des großen, polyploiden Genoms verstehen, umso leichter können wir die für die Züchtung wichtigen Gene identifizieren“, erklärt Mayer. „So wird es möglich, für unterschiedliche Standorte eine möglichst geeignete Pflanze zu züchten“.

Lange Entstehungsgeschichte – viele Entwicklungsmöglichkeiten

Auf etwa sieben Millionen Jahre zurück können die Wissenschaftler nun einen gemeinsamen Vorfahren des Weizen-Typs ‚A‘ und ‚B‘ datieren. Aus diesen ist ein bis zwei Millionen Jahre später ein weiterer, eigenständiger Typ ‚D‘ hervorgegangen. „Wir haben herausgefunden, dass unser heutiges Brotweizengenom das vorläufige Endprodukt einer Vielzahl von Kreuzungen und Hybridisierungen während der Artenentwicklung des Weizens ist. Deshalb müssen wir es als ein stammesgeschichtlich vielschichtiges Mosaik verstehen“, erläutert Mayer.

Durch den Vergleich verschiedener, ausgewählter Genome des Weizens ist klar geworden, dass für verschiedene Zwecke unterschiedliche (Sub-)Genome bevorzugt und genutzt werden. Es fand sich keine Dominanz für ein bestimmtes Genom. „Die neu gewonnenen Einsichten in die Biologie des Weizengenoms ermöglichen uns, Gene rascher zu isolieren und die Entwicklung von Markern für die Züchtung voranzutreiben. Das sind die Grundbausteine für die Herausforderung, den zunehmenden Bedarf der Welternährung bei stagnierenden Erträgen, Pflanzenkrankheiten und einem sich ändernden Klima erfolgreich zu begegnen“, sagt Mayer.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/article/24606/index.html

Quelle: Helmholtz Zentrum München (07/2014)


Publikationen:

International Wheat Genome Sequencing Consortium/ Mayer et al.(2014), A chromosome-based draft sequence of the hexaploid bread wheat genome, Science, doi: 10.1126/science.1251788
Link zur Fach-Publikation: http://www.sciencemag.org/content/345/6194/1251788.abstract

Marcussen, T. et al (2014), Ancient hybridizations among the ancestral genomes of bread wheat, Science, doi: 10.1126/science.1250092
Link zur Fach-Publikation: http://www.sciencemag.org/content/345/6194/1250092.abstract

Pfeifer, M. et al. (2014), Genome interplay in the grain transcriptome of hexaploid bread wheat, Science, doi: 10.1126/science.1250091
Link zur Fach-Publikation: http://www.sciencemag.org/content/345/6194/1250091.abstract

Choulet, F. et al. 2014), Structural and Functional Partitioning of Bread Wheat Chromosome 3B, Science, doi: 10.1126/science.1249721
Link zur Fach-Publikation: http://www.sciencemag.org/content/345/6194/1249721

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